Text: STORYTELLER/MH
Photos: Heiko Kirchberger & Cover CD "Still The Same - Great Rock Classics Of Our Time"

Es geschehen noch Zeichen und Wunder. 2006 befand ich mich auf Heimaturlaub in Düsseldorf und feierte den Geburtstag meines Vaters. Der Zufall wollte es so, dass am Tag danach in der Messehalle Düsseldorf die TV-Show Wetten dass... stattfand und an diesem Abend ein gewisser Rod Stewart als Gast angekündigt war. Er stellte zu diesem Anlass sein gerade erschienenes Album "Still The Same - Great Rock Classics Of Our Time" vor.
Mit der frisch erworbenen CD im Gepäck machte ich mich auf den Weg in die Stadt, mit dem Ziel diese CD in meiner Tasche mit einem Autogramm zu verzieren. Ich fand bald heraus, dass Sir Rod im Hotel Intercontinental auf der berühmten Königsallee abgestiegen war.
Erst einmal nahm ich an einem Tisch in der Lobby Platz und wartete ab. Allerdings war ich völlig ahnungslos, ob ich mich für das richtige Hotel entschieden hatte, denn ein Anzeichen dafür, dass Rod in diesem Hotel war, gab es nämlich zunächst nicht. Ich wollte aber sichergehen, dass ich nicht auf der falschen Fährte war und erkundete nach einer guten Tasse Kaffee und ein paar Keksen die Umgebung.
Links vom Hoteleingang befand sich der Zugang zur Tiefgarage des Hotels und ich beschloss, mir diese einmal näher anzuschauen. Auf dem untersten Parkdeck entdeckte ich einen schwarzen Van, rundum mit verdunkelten Scheiben. War ich auf der richtigen Spur?
Noch deutete nichts darauf hin. Aber durchaus könnte das ein Wagen sein, der Rod später zur Messehalle kutschieren würde. Die liegt direkt am Stadion, der Merkur Spiel-Arena, wie sie heute heißt. Von der Innenstadt ist das Areal mit Stadion und Messehalle mit dem Auto in gut 15 Minuten zu erreichen. Bei stärkerem Verkehr dauert es ungefähr 20 Minuten.
Ich war sicher, dass dieser Van nicht umsonst in der Garage stand, und setzte alles auf eine Karte. Da es erst späterer Nachmittag war, gönnte ich mir noch einen weiteren Kaffee in der Lobby und beobachtete die Umgebung.
Irgendwann tauchten ein, zwei Autogrammjäger auf. Ein erstes sicheres Anzeichen dafür, dass ich am rechten Ort war. Ich quatschte einen von ihnen an und er bestätigte mir, dass Rod Stewart in diesem Hotel sein sollte.
Ein weiteres gutes Zeichen, denn diese halbprofessionellen Autogrammjäger, die überall auftauchen und die normalen Fans mit ihrer penetranten Sammelei oftmals an den Rand den Wahnsinn treiben, sind in aller Regel immer gut und richtig informiert. Sie haben Freunde bei der Presse, die ihnen Infos über Prominente in der Stadt stecken, die haben Sammelkollegen, die sie aus allen Ecken der Welt mit Infos über alle möglichen Prominente versorgen und meistens sind diese ganzen Infos so sicher, wie die Tatsache, dass an jedem Tag die Sonne aufgeht.
So glücklich ich über die Infos des Autogrammjägers war, so sicher war ich aber gleichzeitig, dass sie zu meinem größten Problem werden würden. Denn, falls irgendwie möglich, wollte ich möglichst allein an Rod Stewart herankommen, um meine heiß begehrte Unterschrift auf die CD zu bekommen. Mit der Meute Autogrammjäger in der Nähe war das fast unmöglich.
Aber das, was mich zu diesem Zeitpunkt noch nervte, sollte sich an diesem Abend noch als großes Glück herausstellen.
Noch hatte ich die Absicht, möglichst alleine an Sir Rod herantreten zu können. Ein weiterer Check des Vans in der Tiefgarage brachte aber die Sicherheit, dass es mit diesem Plan sicher nichts werden würde.
Denn auf der untersten Parkebene hatten sich bereits einige der Autogrammjäger versammelt, alle in sicherer Entfernung, aber mit direktem Blick auf den Van und den Eingang zum Hotel.
Das würde schwer werden, an Rod heranzukommen, dachte ich mir und grübelte darüber, wie ich das Problem umgehen könnte. Also heckte ich eine Herz-Schmerz-Geschichte aus, von wegen, mein Papa wäre ein großer Rod-Stewart-Fan (was er tatsächlich war), er morgen Geburtstag hätte und ich ihm dazu eine signierte CD schenken wolle. Daher wolle ich an einem ruhigen Platz warten, um Rod allein treffen zu können und das Album signiert zu bekommen.
Mit dieser Story marschierte ich zur Rezeption und verlangte den Hoteldirektor zu sprechen. Der kam sogar aus seinem Büro nach vorne und hörte sich meine rührende, aber eben halbfiktive Geschichte an. Ich hatte insgeheim damit gerechnet, dass er mich sofort achtkantig aus dem Hotel werfen würde. Aber nein.
Er bestätigte mir, dass Rod tatsächlich im Interconti eingecheckt hätte (darf er das überhaupt?) und gab mir den inoffiziellen Tipp, ich solle vielleicht im Treppenhaus zur Parkgarage warten, dort würde Rod später herunterlaufen und zum wartenden Van gehen. Aha! War der Van tatsächlich für ihn dort abgestellt.
Ich tat wie mir empfohlen wurde und stellte ich mich im Treppenhaus zur Tiefgarage vor die Tür, die zum Parkdeck führte, auf dem der Van abgestellt war. Nach ungefähr zwei Stunden der Warterei, tat sich etwas. Zwei Personen kamen herunter.
War das Rod? Nein, es waren tatsächlich zwei der Autogrammjäger, die die gleiche Idee wie ich gehabt hatten. What the hell…. Das konnte ich nun gar nicht brauchen. Aber tatsächlich sollte das Auftauchen dieser beiden noch ein gutes Ende für mich haben.
Und weiter ging die Warterei. Immerhin hatte ich nun zwei Personen, mit denen ich ein wenig quatschen konnte, was die Wartezeit deutlich angenehmer machte. Einer der beiden hatte eine Fotokamera dabei und meinte, er wolle unbedingt ein Foto mit Rod machen, falls möglich. Klar, das wäre auch für mich ein großes Highlight, also fragte ich, ob er mich auch mit Rod fotografieren würde, wenn es möglich sein sollte.
Autogrammjäger sind in der Regel nicht sehr kooperativ, so meine Erfahrung. Aber Heiko, der extra dafür aus dem Ruhrpott nach Düsseldorf gekommen war, war anders. Er willigte sofort ein und versprach mir, das Foto zu machen.
Und dann. Der große Moment war da. Von oben aus dem Treppenhaus drangen Geräusche zu uns nach unten. Deutlich hörte man dann Schritte auf der Treppe und es wurde geredet. Und dann kam er: Rod Stewart stand vor mir. Sofort sprach Heiko ihn an und fragte nach einem Foto. Rod, gut gelaunt, blieb sofort stehen und unterschrieb währenddessen meine CD. Ich nutzte die Gelegenheit und fragte ihn ebenfalls nach einem Bild. Während er noch die LP des anderen Autogrammjägers signierte, nickte er mir kurz zu und schon standen wir nebeneinander in Position. Heiko drückte auf den Auslöser seiner Kamera und das Bild war im Kasten.

Und danach begann das eigentliche Drama dieser Geschichte. Da wir uns 2006 noch in Zeiten befanden, in denen man noch nicht so einfach Bilder über einen Messenger wie WhatsApp hin- und herschicken konnte, tauschten Heiko und ich Adressen aus. Er wolle mir das Foto in den nächsten Tagen zuschicken versprach er. Ja und das war es dann.
Bis heute, wir schreiben inzwischen den 13. September 2025, habe ich von ihm nichts mehr gehört, geschweige denn jemals das Foto bekommen. Und dann bekam ich heute morgen um 8 Uhr diese Nachricht im Facebook Messenger. Von einem gewissen Heiko. Wer zum Teufel ist Heiko, dachte ich noch?
Er schrieb, dass wir uns 2006 in Düsseldorf getroffen hätten und er damals das Foto von mir und Rod Stewart gemacht hätte. Er hätte es mir aber nie schicken können, weil er damals dem Zettel mit meiner Adresse verloren hätte. Zum Glück hatte er alle alten Bilder inzwischen digitalisiert und somit war mein Foto mit Sir Rod niemals verloren gegangen. Ich hatte es nur nicht.
Aber das ließ sich dann heute – nach knapp 19 Jahren – ändern. Per E-Mail schickte er mir heute Morgen den Schnappschuss aus der Düsseldorfer Tiefgarage zu und ja, damit befinde ich mich nun seit ein paar Stunden tatsächlich im Besitz von zwei (!) Fotos, die mich mit Sir Rod Stewart zeigen. Weihnachten und Ostern auf einem Tag können gar nicht schöner sein als dieser heutige 13. September 2025.
Das Foro gehört jetzt schon zu meinen Lieblingsbildern des Jahres, auch wenn ich darauf ziemlich „scheiße“ aussehe (finde ich zumindest) und ich das Bild auch erst öffentlich machen konnte, nachdem ich es durch einige Filter eines Bildbearbeitungsprogramms habe laufen lassen, um die doch etwas maue Qualität zu verbessern. Aber immerhin: Ich habe es endlich – nach 19 Jahren. Nochmals mein Dank an Heiko, der nur durch Zufall auf mein Facebook-Profil gestoßen war, und sich an diesen Abend in der Tiefgarage des Hotel Interconti in Düsseldorf tatsächlich noch erinnern konnte.
Abschließen möchte ich diese Geschichte gerne mit einem Aufruf. Mit einem Aufruf an den Fotografen der Koblenzer Tageszeitung „Rhein-Zeitung“, der 1993 in Koblenz bei Wetten dass…. war und den Moment auf einem Foto festgehalten hat, in dem ich Rod Stewart einen signierten Fußball überreichte. Ja, auch dieses Foto habe ich niemals bekommen. Aber vielleicht warte ich nochmal 19 Jahre und dann kriege ich das auch noch…
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