Text: STORYTELLER/MH & TheodenJanes/The Charlotte Observer
Photos: The Charlotte Observer/Benjamin Robson

Es war einer dieser schwülheißen Juliabende im US-Bundesstaat North Carolina, an dem sich – ungeachtet der nicht sehr angenehmen Lufttemperaturen – rund 15.000 Menschen in der über 900.000 Einwohner fassenden Großstadt auf den Weg ins PNC Music Pavilion machten. Kein Geringerer als Superstar Sir Rod Stewart hatte zu einer zweistündigen Show geladen – gespickt mit Rock, Roll und Pop aus über sechs Jahrzehnten. Unter ihnen auch Reporter Theoden Janes vom Charlotte Observer, der im Laufe dieses Reviews einige Male zu Wort kommen wird.
Der Journalist, der seit knapp 20 Jahren über alle möglichen kulturellen Events für seine Zeitung berichtet, stellte sich zu Beginn eine Frage: „Was kommt dabei heraus, wenn man einen 80-jährigen ehemaligen Frauenschwarm mit einer Vorliebe für Vegas-taugliche Showmanship, attraktive junge blonde Frauen und verstorbene Kollegen vor etwa 15.000 Menschen auftreten lässt? - a) ein Riesenspaß b) ein heilloses Durcheinander c) eine ernüchternde Erinnerung an die Sterblichkeit unserer Helden d) alles oben Genannte.
Der Schreiberling sollte seine Antwort recht schnell finden und das ganz ohne Joker. Denn kaum hatte Sir Rod die Bühne betreten und den Abend mit seinen Hits „Infatuation“ und „Tonight I’m Yours“ begonnen, da war bereits zu merken, dass dem Publikum der Spaß vom ersten Akkord an in den Gesichtern geschrieben stand.
Rod rockte, was das Zeug hielt, ungeachtet der Schwüle und dem an ihm herunterrennenden Schweiß. Ganz der Profi, der sich von so etwas nicht aus dem Konzept bringen lässt.
Und die Zuschauer dankten es ihm, waren bereits nach wenigen Momenten auf Betriebstemperatur und tanzten und sangen, so wie es die Beine und die Stimme hergaben.
Auch unser rasender Reporter Theoden Janes war angetan. „Es war vor allem ein Riesenspaß, weil Sir Rod sich einfach weigert, sich seinem Alter entsprechend zu verhalten. Er tauchte unter dem sich hebenden Vorhang auf, hielt seinen Mikrofonständer über den Kopf, hatte sein Mr. Darcy-ähnliches weißes Hemd bis unterhalb des Brustbeins aufgeknöpft, schwang die Arme, bewegte die Handgelenke, schüttelte den Hintern und flirtete mit den Zuschauern in der ersten Reihe, während er seinen heißen Hit ‚Infatuation‘ sang“, schrieb er.
Und genau so ging es weiter. Rod ließ sich mit „einer schnellen, dramatischen Bewegung auf ein Knie fallen, … hüpfte mit überraschender Spritzigkeit über die Bühne und … während er ‚Ooh La La‘ seiner alten Band Faces spielte, sprang er die Stufen der Bühne hinauf, nur um dort oben eine klassische Rockstar-Pose einzunehmen; auch das brachte die Fans zum Kreischen“.
Janes, der in seiner Zeit als Reporter schon so einiges erlebt hat, kam dann aber nicht um die eine Frage herum: „Habe ich erwähnt, dass der Mann schon 80 Jahre alt ist?“. Davon war in der Schwüle North Carolinas nichts, aber auch gar nicht zu merken.
Sir Rod trotzte den hohen Temperaturen und verzichtete auf der Bühne dennoch auf sommerliches Bühnenoutfit, wofür ihm der Schreiberling vom Observer einen großen Respekt abverlangte. „Er würde immer diese zweireihige Jacke mit horizontalen Streifen über einem gepunkteten Hemd und einer Nadelstreifenhose anziehen; er würde immer dieses kanariengelbe Oberteil mit plissierten, weit geschnittenen, elektrisch blauen Hosen anziehen; er würde immer die verschiedenen anderen, nicht gerade sommertauglichen Outfits tragen, die er am Dienstagabend trug“, bewunderte Janes.
Der Reporter betonte in seinem Artikel auch besonders Rods Hommagen an verstorbene Granden der Musikszene wie Christine McVie, Tina Turner und Ozzy Osbourne. Während des ersten Verses und Refrains von „Forever Young“ wurden auf der großen Leinwand von KI erstellte Videos abgespielt, die Ozzy zeigten, wie er im „Himmel“ fröhliche Selfies mit einer Reihe verstorbener Musiker machte: Prince, Michael Jackson, Freddie Mercury, George Michael, Juice WRLD, Kurt Cobain, Whitney Houston, Amy Winehouse, 2Pac, David Bowie und einige andere.
„Sehr traurig. Viele dieser Menschen sind wegen Drogen gestorben“, sagte Stewart düster zu den Zuschauern, während er über die Bilder nachdachte. Dann hellte sich seine Miene auf und er fügte hinzu: „Aber ich bin immer noch hier!“
Tosender Applaus aus dem Publikum und ein Journalist, der final dann doch dazu kam, seine eingangs gestellte Frage mit Antwortoption C zu beantworten, und sich der Sterblichkeit unserer Helden erinnerte. Was aber nichts daran änderte, dass Sir Rods Auftritt in Charlotte auch ihm, Theoden Janes vom Charlotte Observer, einen Riesenspass gemacht hat.
Setliste:
- Infatuation
- Tonight I’m Yours
- It’s A Heartache
- Havin‘ A Party
- It Takes Two
- The First Cut Is The Deepest
- Tonight’s The Night
- Forever Young
- Ooh La La
- Young Turks
- Maggie May
- I’d Rather Go Blind
- Downtown Train
- Lady Marmalade (Band only)
- If You Don’t Know Me By Now
- You’re In My Heart
- Have I Told You Lately
- Proud Mary (Band only)
- Da Ya Think I‘ Sexy
- Hot Legs
- Some Guys Have All The Luck
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