Text: STORYTELLER/MH
Photo: Archiv - designed by Storyteller
Sicherheit wird heutzutage groß geschrieben und das ist auch gut so, denn viel zu oft kommt heutzutage es bei Veranstaltungen oder Großveranstaltungen zu Zwischenfällen oder Anschlägen. Zu dieser Kategorie gehören auch Konzerte von internationalen Musikstars wie Bruce Springsteen, Paul McCartney oder eben Rod Stewart.
Um die Besucher dieser Veranstaltungen zu schützen, organisieren die Veranstalter auch externes Sicherheitspersonal, das den reibungslosen Ablauf und die Sicherheit des Publikums garantieren soll. Nicht immer gelingt dies, wie jüngst der Anschlag auf ein jüdisches Fest in Sydney mit 16 Todesopfern und 40 Verletzten, und der auf das Konzert von Ariana Grande in Manchester 2017 zeigt, als ein Selbstmordattentäter sich selbst und 22 Konzertbesucher tötete und 116 weitere verletzte.
Zum Glück verlaufen 99 Prozent der Veranstaltungen aber reibungslos und ohne große Zwischenfälle, was auch ein Verdienst des im Einsatz befindlichen Sicherheitspersonals ist. Was aber, wenn die Security-Mitarbeiter sich selbst zu wichtig nehmen und dem Publikum gegenüber ohne Grund harsch und aggressiv werden?
Beim Auftritt von Sir Rod am Samstag in Athen ist genau dies passiert, aber der Sänger auf der Bühne ließ sich das nicht bieten und schritt ein.
Zunächst verlief der Abend wie gewohnt. Rod sang seine Songs, die Fans vor der Bühne und auf den Rängen hatten ihren Spaß und verlebten einen tollen Abend und wollten ihrem Idol dabei so nahe wie möglich sein. Vorne, direkt vor der Bühne, drängten such die Fans, um den besten Blick auf Stewart zu haben, und auch, um das perfekte Erinnerungsfoto zu schießen oder eventuell sogar einmal mit ihrem Idol abzuklatschen. Völlig normale Vorgänge in den Konzertsälen und – arenen auf der ganzen Welt.
In Athen nahmen es einige Sicherheitsleute mit ihrem Job aber etwas zu genau, und wiesen die Besucher in den ersten Reihen mehrfach sehr rüde und in einem sehr barschen Ton an, doch auf den zugewiesenen Plätzen zu bleiben.
Stewart entging dies nicht und als es zum Beginn von „Da Ya Think I'm Sexy“ die obligatorischen Fußbälle gab und Rod einem weiblichen Fan einen Ball zuwerfen wollte, die aber von einem übereifrigen Security-Mitarbeiter abgedrängt wurde, platzte Rod dann endgültig der Kragen.
Mit einer schnellen Geste wies er seine Band an, die Musik zu stoppen und nahm sich einen der Ordner, der anscheinend zu rüde dazwischenging, verärgert zur Brust. „Geh verdammt nochmal aus dem Weg“, schnauzte er den Mann an. „Du verdirbst allen die Show. Geh aus dem Weg. Wir brauchen dich hier nicht, alles was sie tut, ist ein Schild hochzuhalten. Das tut dir nicht weh, oder Kumpel?“ Im Anschluss daran warf Rod den Ball in die Menge und setzte den Song fort.
Solche Vorfälle sind leider kein Einzelfall. Immer wieder kommt es im Verlauf von Rod-Stewart-Konzerten (und ganz sicher nicht nur bei denen) dazu, dass eingeteiltes Sicherheitspersonal sich viel zu wichtig nimmt und die Grenzen bei der Ausführung des Jobs überschreitet. Dem Verfasser dieser Zeilen ist dabei noch ein Fall aus England in Erinnerung, als eine Stewart-Anhängerin, vom Securitypersonal „verhaftet“ und wie ein Schwerverbrecher abgeführt wurde, nur weil ihr ein Roadie von der Bühne eine Setliste des gerade beendeten Konzertes herunterreichen wollte.
Sicherheitspersonal bei Großveranstaltungen muss definitiv sein, da sind wir uns sicher alle einig. Aber alles muss natürlich im Rahmen bleiben, irgendwelche Typen, die sich aufspielen müssen, nur weil sie eine Uniform einer Sicherheitsagentur tragen, braucht niemand. Wir wollten einmal wissen, inwieweit dieses Thema bei Sicherheitsunternehmen bekannt ist und inwieweit sichergestellt werden kann, dass Mitarbeiter im Einsatz nicht über die Stränge schlagen. Dazu haben wir mit Mick Gastorf gesprochen, einem ehemaligen Inhaber eines Sicherheitsunternehmens in Stuttgart. Mick, der seinen Namen bekam, weil sein Vater ein großer Anhänger der Rolling Stones ist, lebt heute in Portugal und verbringt auch jedes Jahr einige Monate bei seiner Familie in Thailand. Dort haben wir ihn heute Morgen telefonisch erreicht.
Mick Gastorf
Storyteller: Ist Dir das Problem bekannt, dass Sicherheitsleute oftmals rüde ihrem Job nachgehen und Besucher über die Grenzen des Erlaubten hinaus angehen bzw. anfahren und sich wenig freundlich oder hilfsbereit zeigen?
Mick Gastorf: Ja das ist in der Szene bekannt, aber kaum abzustellen. Der Veranstalter hat dabei das Hausrecht und die Verantwortung über die Halle oder Arena. Er ist somit für alles, was bei der Veranstaltung passiert verantwortlich. Er muss die Sicherheitsfirma genauestens Briefen und im Detail schildern, wie sich die Mitarbeiter in welchen Fällen wie zu verhalten haben. Dazu gehört auch, dass man darauf hinweist, dass ein Künstler gerne seine Fans auf die Bühne holt oder eben, wie im Falle von Rod Stewart, der Künstler mit seinem Publikum interagiert. Das gibt dem Securitypersonal vor, wie es sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat. Es gibt aber immer Mitarbeiter, ich nenne sie gerne die „Super-Security“, die in solchen Situationen meinen, sie wären weiß Gott wer und lassen den dicken Max heraushängen. Das kann man leider nicht zu 100 Prozent ausschließen. . Daher kann man so etwas nicht ausschließen, dass so etwas mal vorkommt.
ST: Wie findest Du in diesem Zusammenhang das Verhalten von Rod Stewart am Samstag in Athen. Kann das Einschreiten der Künstler tatsächlich etwas bewegen, damit solche Vorfälle nicht zur Tagesordnung werden?
MG: Schwierig, Rod hat da wohl eher den Falschen angeraunzt, verantwortlich ist immer der Veranstalter, der der Sicherheitsfirma die entsprechenden Angaben machen muss. Der einzelne Mitarbeiter kann dann nur so generieren, wie ihm das vorher aufgetragen wird.
ST: Wie kann man so etwas verhindern?
MG: Durch konkrete Anweisungen, wir haben früher immer unserer Mitarbeiter entsprechend eingewiesen und mussten uns nicht sehr oft mit solchen Fällen auseinandersetzen. Einen Mitarbeiter, der so angegangen wird, wie der Kollege in Athen, hätte ich sofort von dieser Position abgezogen und an einem anderen Platz in der Arena eingesetzt.
ST: Stichwort Einweisung. Wie hast Du damals Deine Mitarbeiter auf Veranstaltungen vorbereitet?
MG: Wir haben immer alle Mitarbeiter bis aufs Kleinste auf die Veranstaltung vorbereitet, das gehört auch zu den Pflichten einer Sicherheitsfirma. Die Einweisung erfolgt in der Regel auch schriftlich und die Mitarbeiter müssen sie mit ihrer Unterschrift bestätigen. So ist es zumindest in Deutschland, wie andere Länder das handhaben, weiß ich nicht. Wir haben damals z.B. immer kommuniziert, dass es sein kann, dass jemand auf die Bühne geholt wird oder der Künstler anderweitig sein Publikum mit in seine Show einbezieht.
ST: Was können Besucher tun, wie sollen sie sich verhalten, wenn ein Sicherheitsmitarbeiter sie rüde angeht?
MG: Ganz klar, Beschwerde einlegen. Jeder Security-Mitarbeiter muss ein Kärtchen mit seinem Namen tragen oder sich anderweitig namentlich ausweisen können. Und dann kann man konkret über ihn beim Veranstalter Beschwerde einlegen. Der setzt sich dann mit der entsprechenden Security-Firma in Verbindung.
Uns würde Eure Meinung zu diesem Thema interessieren. Seit Ihr schon einmal Opfer eines über die Stränge schlagenden Security-Mitarbeiters geworden? Wie seht Ihr die Rolle von Sicherheitspersonal generell? Und wie steht Ihr insgesamt zu diesem Thema? Diskutiert gerne mit und schildert uns Eure Meinung unten im Kommentarfeld.
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