Ein Abend der großen Emotionen: Rod Stewart in Sofia

Zum allerersten Mal überhaupt, und glaubt man dem Tourslogan „One Last Time, dann möglicherweise auch zum letzten Mal gastierte Superstar Sir Rod Stewart am gestrigen Donnerstagabend in der bulgarischen Landeshauptstadt Sofia.

Die bulgarischen Fans, die aufgrund der politischen Gegebenheiten in den vergangenen Jahrzehnten nicht unbedingt mit einer Vielzahl an Auftritten internationaler Künstler gesegnet waren, waren aus diesen Gründen wohl noch mehr „on fire“, als es die Besucher der vorangegangenen Konzerte des Briten schon waren und feierten, was das Zeug hielt.

Sir Rod, bestens gelaunt, was sich im Laufe des Abends noch ändern sollte, aber dazu später mehr, hielt es auch in Sofia mit englischer Pünktlichkeit und eröffnete um Punkt 20 Uhr den Abend mit seinem 1980er-Hit „Infatuation“, dem er schnell weitere Kracher folgen ließ. „Tonight I'm Yours“ „Some Guys Have All The Luck“ und auch „Twistin' The Night Away“ brachten die Fans in der ausverkauften Arena schnell auf Betriebstemperatur. Die gut 12.000 Besucher sogen den Auftritt Stewarts förmlich in sich auf, bereit diesen Moment für die Ewigkeit von der ersten bis zur letzten Sekunde zu genießen.

Hier und da haperte es beim Mitsingen wegen der Sprachbarriere womöglich etwas, das machten die Menschen vor der Bühne und auf den Rängen aber durch ständiges Mittanzen mehr als wett.

In vielen Gesichtern war die Dankbarkeit der Leute zu sehen, dankbar, dass sie bei diesem für die Stadt Sofia einmaligen Erlebnis dabei sein konnten.

Und der Mann auf der Bühne, der wie gewöhnlich das ein oder andere Mal im Verlauf des Abends sein Outfit wechselte, tat sein Allerbestes dafür, dass jeder im Saal unvergessliche zwei Stunden verlebte.

Kaum einen seiner großen Hitsongs ließ der 80-Jährige aus, spielte von „Maggie May“ über „Baby Jane“ oder „Forever Young“ bis hin zu „Hot Legs“ und „Sailing“ alles, was die Fans hören wollten. Als er nach rund einer Stunde zu „Young Turks“ über die Bühne rockte, begann im fernen Glasgow das Heimspiel seines Herzensklubs Celtic in der UEFA Europa League gegen die AS Rom. Rod, üblicherweise Stammgast bei Heimspielen im Celtic Park, wurde während seines Auftritts in Sofia von Mitarbeitern seiner Crew durch Handzeichen und dem ein oder anderen Blick auf den bereitgestellten Fernseher backstage auf dem Laufenden gehalten, was da in rund 3000 Kilometern Entfernung so alles passierte. Und obwohl ihm die Nachrichten aus dem Paradise nicht gefallen haben dürften (Celtic lag zur Halbzeit gegen 21.45 Uhr schon mit 0:3 zurück) ließ sich der sicherlich angefressene Celtic-Fan nichts anmerken, hüpfte wie in besten Zeiten von einer Seite zur anderen, schleuderte seinen Mikrofonständer durch die Luft, warf von allen Ecken der Bühne Kusshändchen ins Publikum und winkte den Fans zu. Ganz der Profi eben. Hätten die Bhoys in Glasgow ähnlich viel Energie auf den Rasen gebracht, wie Sir Rod auf die Arenabühne in der bulgarischen Hauptstadt, dann wäre die Partie wohl nicht so klar verloren gegangen.

Rod verzauberte das Publikum – einmal mehr. Während der Balladen wie „I Don't Want To Talk About It“ oder „Have I Told You Lately“ verwandelte sich die Arena in ein Meer aus Hunderten Feuerzeuglichtern, bei „Da Ya Think I'm Sexy“ spielten sich wahre „Gefechte“ unter den Zuschauern ab – beim Rangeln um die signierten Fußbälle, die von der Bühne ins Publikum flogen. Und diejenigen, die das Glück hatten, einen dieser so heiß begehrten Bälle zu fangen, hüpften vor Begeisterung mit dem signierten Leder unter dem Arm wie kleine Kinder herum – vorzeitige Weihnachtsbescherung.

Auch die bulgarischen Medien feierten den Auftritt der Musikikone in vollen Zügen. Das Online-Nachrichtenportal Fakti.bg schrieb: „Rod Stewart verwandelte die Arena in einen Ort der großen Emotionen, an dem das Publikum jegliche Ernsthaftigkeit ablegte und sich ohne jegliche Allüren amüsieren und einfach nur feiern konnte.“ Das Blatt bescheinigte Stewart in seinem Alter eine „beneidenswerte Fitness“ und wertete den gesamten Abend als „Liebeserklärung an das bulgarische Publikum.“

Um Punkt 22 Uhr senkte sich dann mit dem „Love Train“ der Vorhang, Rod eilte von der Bühne, um in seiner Garderobe die zweite Halbzeit des Celtic-Spiels verfolgen zu können. Gefallen haben dürfte ihm das nicht, was er da sehen musste, auch wenn die Hoops sich in Durchgang ein wenig besser präsentierten als noch vor der Pause. Bleibt zu hoffen, dass die 0:3-Niederlage Sir Rod nicht den ganzen Abend verhagelt hat, nachdem er so vielen Menschen zwei Stunden lang so viel Freude bereitet hat.

Setliste:

• Infatuation

• Tonight I'm Yours

• Some Guys Have All The Luck

• It Takes Two

• Twistin' The Night Away

• It's A Heartache

• The First Cut Is The Deepest

• You're In My Heart

• Forever Young

• (I Know) I'm Losing You

• Baby Jane

• Young Turks

• Maggie May

• I'd Rather Go Blind

• Downtown Train

• I'm So Excited (Band only)

• I Don't Want To Talk About It

• People Get Ready

• Have I Told You Lately

• Proud Mary (Band only)

• Da Ya Think I'm Sexy

• Hot Legs

• Sailing

• Love Train