Text: STORYTELLER/MH
Fotos: Hallenstadion Zürich - Claudia Keller -Sandra Joseph
Von wegen, neutrale Schweizer. Das mag ja auf politischer Ebene gelten, gestern Abend aber warfen die Eidgenossen ihre berühmte Neutralität komplett über den Haufen und zeigten klare Kante: Pro Sir Rod Stewart.
Rund 15.000 Fans waren gekommen, ins Hallenstadion in Zürich, und wollten den womöglich letzten Auftritt des britischen Sängers im Land präziser Uhren, hochwertiger Schokolade und dem Käsefondue erleben. Und niemand hatte am Ende auch nur einen Gedanken daran, seine hart verdienten Fränkli verschwendet zu haben.
Denn Sir Rod bewies auch in der 400.000-Einwohnerstadt am Zürichsee, dass Alter nur eine Zahl ist. Mit strahlender Laune spazierte, der in wenigen Wochen 81 Jahre werdende Sänger, pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk um 20 Uhr auf die Bühne.
Vom ersten Takt an schalteten die sonst eher für Zurückhaltung und Verschlossenheit bekannten Schweizer in den 100-Prozent-Partymodus, zu dem ein Mann mit Strubbelfrisur und rauer Stimme die musikalische Untermalung lieferte.
Auf den Rängen und im Innenraum wurde getanzt, mitgesungen, was das Zeug hielt, einige Fans flippten sogar regelrecht aus, als . Vorne drängten sich viele Fans, die in Trikots von Stewarts Lieblingsvereins Celtic gekommen waren, immer näher an die Bühne heran. Einmal dem Meister direkt in die Augen sehen, einmal mit ihm abklatschen.
Stewart genoss diesen Abend, wie er alle anderen zuvor ebenfalls genossen hatte und ließ bei der Auswahl seiner Hits kaum einen Wunsch offen. Ob „Forever Young“, „Maggie May“, Baby Jane“ oder „Young Turks“, die Setliste war auch in Zürich ein Querschnitt durch 60 Jahre einer grandiosen Musikkarriere. In einem Alter, in dem Gleichaltrige ihren Lebensabend mit einer Tasse Tee eher im Sessel vor dem Fernseher verbringen, tänzelt und swingt Sir Rod über die Bühne, lässt die Hüften kreisen und wirft Kusshändchen in die Menge, die von alledem überhaupt nicht genug bekommen kann.
Na klar, mit fast 81 musste es hier und da auch mal ein kleines Päuschen und eine Erfrischung hinter der Bühne geben, dann aber übernahm die wieder einmal grandiose Band (man kann es nicht oft genug erwähnen) und ließ nicht zu, dass die gute Laune in der Arena auch nur eine Winzigkeit abnahm, ehe Stewart in neuem Outfit zurückkehrte.
Die Zeit verging wie im Fluge und als Rod mit einer Kapitänsmütze auf der Strubbelfrisur „I am sailing, I am sailing, home again, cross the sea....“ anstimmte, da wurde dem ein oder anderen bewusst, dass das Ende der Show nahe war.
Zu „Da Ya Think I'm Sexy“ hatte es zuvor die obligatorischen signierten Fußbälle gegeben, bei „Love Train“, dem Abschluss dieses sensationellen Abends, regnete es große, bunte Luftballons von der Decke.
Nach rund zwei Stunden verließ Sir Rod mit einem kurzen Winken in die Menge die Bühne. Die Lichter gingen an, die Showa war vorbei. Und es gab keinen unter den 15.000, der sich eine Wiederholung nicht wünschen würde.
Die Fans pilgerten rundum begeistert nach Hause. Claudia K. Kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus, als sie einen der Ausgänger des Hallenstadions ansteuerte: „Ich segle immer noch! Was für ein tolles Konzert! Einfach WOW!“ Und Claudia M. sagte nur: „Ich verneige mich vor dieser Stimme, diesem Mann, unglaublich“.
Kommentar hinzufügen
Kommentare